Seit dem 16. Jahrhundert gibt es die Tradition im Druckgewerbe, bei der Lehrlinge nach Abschluss ihrer Ausbildung in einer Zeremonie in die Gemeinschaft der Jünger Gutenbergs aufgenommen werden.
Dieser alte Brauch, bekannt als Gautschen, ähnelt einer Taufe und dient auch dazu, den angehenden Fachleuten die schlechten Gewohnheiten aus ihrer Ausbildungszeit abzuwaschen. Während des Gautschens hält der Gautschmeister eine Ansprache an die zukünftigen Jünger und das umstehende Publikum. Er ruft: «Packt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturzbad oben drauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf.»
Auf den Ruf des Gautschmeisters «Packt an!» wird der zukünftige Jünger ergriffen und auf einen nassen Schwamm gesetzt, um sicherzustellen, dass sein Hinterteil ordentlich befeuchtet wird. Dann wird er von oben begossen, so dass sein ganzer Körper völlig durchnässt ist. Schliesslich wird der angehende Schwarzkünstler in einen Brunnen gesetzt und untergetaucht.
Am 6. Juli 2023, bei strahlendem Sonnenschein, kamen Kimberley Käslin (Polygrafin) und Lisa Zimmermann (Printmedienverarbeiterin) in den Genuss dieser traditionellen Taufe. Bei sommerlichen Temperaturen bekamen sie eine Abkühlung im hauseigenen Gautschbrunnen. Zu seiner eigenen Überraschung durfte der Printmedienverarbeiter Tim Kafitz ebenfalls mitmachen. In seinen vorherigen Anstellungen blieb er verschont, aber nicht so in der Druckerei Odermatt, da wird niemand ausgeschlossen. Wir heissen die drei frisch getauften Jünger herzlich willkommen im Bunde der «Schwarzkünstler».