Seit dem 16. Jahrhundert werden Lehr.linge aus dem Buchdruckgewerbe nach erfolgreich abgeschlossener Lehre mit einer Zeremonie in den Kreis der Jger Gutenbergs aufgenommen.
Das Gautschen, wie der alte Brauch genannt wird, kann als eine Art Taufe gesehen werden, ausserdem sollen den angehenden Berufsleuten die schlech.ten Gewohnheiten aus den Lehrjahren abgewaschen werden. Während des Gautschens hält der Gautschmeister eine Ansprache an den zukünftigen Jün.ger und das umstehende Publikum: «Packt an! Lasst seinen Corpus Posterio.rum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturzbad oben drauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf.» Auf den Ruf des Gautschmeisters «Packt an!» wird der zukünftige Jünger gefasst und auf einen nassen Schwamm gesetzt. Es muss dafür gesorgt werden, dass das Hinterteil gehörig angefeuch.
tet wird. Nun wird er von oben herab begossen, sodass am ganzen Körper pudelnass wird. Zu guter Letzt wird der zukünftige Schwarzkünstler in einen Brunnen gesetzt und untergetaucht.
Laurin Vontobel (Polygraf EFZ) und Remo Kaiser (Printmedienverarbeiter EFZ) schlossen dieses Jahr ihre Lehre bei der Druckerei Odermatt AG erfolgreich ab. Zusammen mit den Lehrabgängern des letzten Jahres – Lou Pless (Polygraf EFZ) und Reto Odermatt (Medien.technologe EFZ) – kamen sie am Don.nerstag, 8. Juli 2021 in den «Genuss» des Gautschens. Unmittelbar vor einem Platzregen wurden sie – unter den Augen ihrer Familie und der Mitarbeiter der Druckerei – als «echte Schwarzkünstler» feierlich von den Jüngern Gutenbergs in deren Kreis aufgenommen.